Geschichte der Kirchengemeinde in Osnabrück

Die Kirchengemeinde in Osnabrück entstand neben einigen weiteren Serbisch-Orthodoxen Kirchengemeinden bevor die Mitteleuropäische Diözese gegründet wurde. Als offizielles Datum der Gründung der Serbisch - Orthodoxen Kirchengemeinde Hl. Georg gilt das Jahr 1959. Das geistige Zentrum der Kirchengemeinde ist die Kirche, die dem Großmärtyrer Hl. Georg gewidmet ist. Die Hl. Georgs - Kirche wurde im Jahr 1982 durch den Bischof für Westeuropa, Lavrentije, geweiht. Neben der Kirche befindet sich auch das Gemeindezentrum, das dem Hl. Fürsten Lazar gewidmet ist. Die Weihe des Gemeindezentrums wurde am 29.(16.) Mai 2003 durch den Bischof für Mitteleuropa, Konstantin, vorgenommen.

Die Anfänge eines organisierten Gemeindelebens in Osnabrück fallen in das Jahr 1941, als die erste heilige Liturgie am 6. Mai, dem Tag des Hl. Georg, zelebriert wurde. Dies war der geistige Abschluss der mit Garantien und Überzeugungsarbeit vorausgegangen Bemühungen einer großen Zahl serbischer Offiziere und anderer Militärangehöriger (ca.5000). Sie waren internierte Kriegsgefangene in dem Osnabrücker Lager OFLAG-Eversburg, und erhielten nun die Erlaubnis zur eigenen liturgischen Feier, die nicht politischen oder propagandistischen Zwecken dienen sollte. Die Kriegsgefangenen, Offiziere und andere Militärangehörige, benutzten im Lager eine zusammenklappbare Ikonenwand, die transportierbar war, um sie je nach Bedarf am Sonntag oder an kirchlichen Feiertagen zu dem Ort, an dem man sich zum Gebet versammelte, tragen konnte. Während der Dezembertragödie (in der Nacht des 06. Dezembers 1944 wurde das Kriegsgefangenenlager mehrfach bombardiert) ist neben 116 umgekommenen serbischen Märtyrern auch diese Ikonostase dem Bombenfeuer zum Opfer gefallen. Nach der Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurde das ehemalige Kriegsgefangenenlager zu einem Sammelzentrum für Kriegsgefangene aus umliegenden Arbeitskommandos. Die Britische Rheinarmee stellte einen Raum für religiöse Zwecke zur Verfügung. Eine neue, improvisierte Ikonostase wurde geschaffen und ein Kirchenchor gegründet. Spontan wurde auch der erste Kirchenausschuss ins Leben gerufen, mit dem engagierten Ziel, eine Kapelle auf dem gemeinsamen Friedhof aller Opfer der Dezembernacht zu errichten. Da keine Genehmigung der zuständigen Ämter zum Bau einer Kapelle erfolgte, widmete sich der Kirchenausschuss der Aufgabe, einen Kriegsfriedhof in Osnabrück und Osterkappelen mit angemessenen Mahnmalen zu schaffen.

Am Tag der Erhöhung des ehrwürdigen und lebensspendenden Kreuzes des Herrn (27./ 09.) 1945 besuchten der jugoslawische König Peter II gemeinsam mit Bischof Nikolaj Velimirović das Lager. Ab dem Jahr 1947 begann eine verstärkte Migrationswelle der in der Bundesrepublik Deutschland zurückgebliebenen, ehemaligen kriegsgefangenen Serben nach England und den Staaten in Übersee. Dies verringerte jedoch nicht das geistige Bedürfnis nach einem Gotteshaus. Anfang des Jahres 1950 führte man Verhandlungen zum Kauf einer durch den Krieg beschädigten katholischen Kirche, der wegen der Verlegung von administrativen und organisatorischen Zuständigkeiten der ehemaligen Lagerinsassen nach Wilhelmshaven und Lingen, nicht zustande kam. Die Gottesdienste für Serben wurden während des gesamten Zeitraumes in den Baracken der britischen Militärkaserne in Osnabrück durch die zuständigen Geistlichen, Erzpriester Mateja Matejić, Protosyncelus Valerijan Štrbac sowie Erzpriester Rade Paunović, der am 10.Dezember 1960 verstarb, gehalten. Im Laufe des Jahres 1955 fingen die deutschen Sozialämter mit dem Bau sog. Sozialwohnungen an, die unter anderem auch die Familien der Kriegsflüchtlinge in Anspruch nehmen konnten. In einem dieser Gebäude wurde ein Kellerraum für die Errichtung einer orthodoxen Kapelle zur Verfügung gestellt. Am Festtag des hl. Sava, 27.01.1960, wurde die neu errichtete orth. Kapelle durch den Erzbischof der Russischen Auslandskirche, Filotej, geweiht. Den seelsorgerischen Dienst in der serbisch – orthodoxen Gemeinde übernahm der aus Lingen nach Osnabrück umgezogene Priester Dobrivoje Čilerdžić. An der gleichen Zeit wurde auch die Wahlversammlung einberufen und der erste Kirchenvorstand gewählt. Zur seiner primären Aufgabe erklärte der Kirchenvorstand die Errichtung einer Gedächtniskirche in Osnabrück. Im Jahre 1964 erhielt man die amtliche Bestätigung für das Baugrundstück sowie die Baugenehmigung. An der feierlichen Weihe des Baugrundstücks nahm als Ehrengast der Stifter und Schirmherr der Gedächtniskirche, der jugoslawische König Petar II, teil. In dieser Zeit übernahm Erzpriester Milan Jovanović, der in der Nachkriegszeit Militärgeistlicher war, die Kirchengemeinde.

Nach dem königlichen Besuch flossen die Spendengelder für den Bau der Gedächtniskirche, der Krypta, der Schaffung der Ikonostase sowie für die Freskenmalerei. Obwohl die Arbeiten schleppend vorangingen, weil die Kirchengemeinde keinen Kredit aufnehmen durfte, wurde das gesamte bauliche Vorhaben im Jahre 1981 erfolgreich beendet – ohne Schulden.

Die feierliche Weihe der Gedächtniskirche des hl. Georg in Osnabrück erfolgte am 09.05.1982 durch den amtierenden Bischof, Lavrentije. Seine Königliche Hoheit, Thronprätendent Aleksandar II, wohnte der feierlichen Zeremonie ebenfalls bei. Die Verwaltung der Stadt Osnabrück stiftete großzügig zum Bau dieses orthodoxen Gotteshauses die großen Kirchenglocken und die elektrische Installation (30.000 DM). Die Gedächtniskirche ist in ein Denkmalregister eingetragen mit einer dauerhaften Denkmalschutz - Garantie zur Erhaltung und Pflege. Die Ikonenwand der Kirche wurde von dem Osnabrücker Tischlermeister Lotze erstellt. Die Ikonen an der Ikonostase wurden von Protodiakonus Marko Ilić (Belgrad) gemalt, während die Freskenmalerei durch, Dušan Mihailović (Belgrad), ausgeführt wurde.

Die Gedächtniskirche des hl. Georg in Osnabrück, als Stiftungskirche serbischer Emigranten, zieht nicht nur aufgrund ihrer architektonischen Ästhetik sowohl die gläubigen Serben als auch konfessionslose Menschen an und repräsentiert ehrwürdig die Orthodoxie in der europäischen Diaspora, wie häufige Besuche von Schülern, Studenten und interessierten Erwachsenen belegen.

Der Priester (Dipl. Theol.) Jovan Marić, Kleriker der Diözese von Zvornik und Tuzla, bekleidete das Amt des zuständigen Priesters der Serbisch –Orth. Kirchengemeinde in Osnabrück vom 01.01.1986 bis Ende September 1995. Die Organisation des Kirchenlebens der Osnabrücker Gemeinde während der Dienstjahre von Vater Jovan orientierte sich an dem Grundgesetz der Serbisch-Orth-Kirche. Nachdem Vater Jovan Marić als Priester nach Düsseldorf berufen wurde, trat Ende September 1995 der Priester Marinko Rajak den Dienst in Osnabrück an, den er bis zum August 2006 bekleidete als er in die Gemeinde von München versetzt wurde. Während der Amtszeit von Vater Marinko wurde das Gemeindezentrum, das dem hl. Lazar gewidmet ist, gebaut. Das Gemeindezentrum umfasst einen Kirchensaal, das Kirchenamtliche- und Gemeindebüro, einen Bibliotheksraum, einen Unterrichtsraum für die Schüler der serbischen Schule sowie die Wohnung für den Priester. Das Serbisch-Orthodoxe Kirchenzentrum Hl. Lazar wurde am 29. Mai 2003 durch den Bischof für Mitteleuropa, Herrn Konstantin, eingeweiht. Am 15. Dezember 2006 trat Priester Siniša Vujasinović den Dienst als Osnabrücker Priester an.